Nea Epidavros die erste Hauptstadt des heutigen Griechenlands

 

NEA Epidavros

Die erste Hauptstadt des heutigen Griechenlands

 

Zu Epidavros gehört auch der kleine Ort Nea Epidavros. etwa 7 km nördlich von Archaia Epidavros gelegen.

Nea Epidavros war in Frühhelladikum bereits besiedelt und bestand durch die Mykenische Zeit. In der byzantinischen Zeit wurde der Ort zum Verwaltungszenrum für die Umgebung  und es wurde eine Burg errichtet. 1205 übernahmen die Franken und um 5. Jhd. Die Osmanen die Burg und die Siedlung.

Das der Ort vom Meer aus nicht einsehbar ist und somit besseren Schutz vor Seeräubern bietet als Archaia Epidavros siedelten viele Einwohner um und der Nea Epidavros wuchs zu einer ordentlichen Größe heran.

 

Griechische Revolution

 

Im Jahr 1453 wurde das byzantinische Konstantinopel (heutige Istanbul), die Hauptstadt des oströmischen Reiches durch die Osmanen (Türken) erobert. Dies führte zwar nicht zum erliegen des griechischen Gesellschaftslebens allerdings flohen ein Großteil der Elite (Gelehrte, Kaufleute, Künstler, usw.) nach Westeuropa. In Italien z.B. trugen Griechische Gelehrte wesentlich zur Entwicklung der Renaissance bei.

Hohe Steuern die zur enormen Last wurden.

Die Osmanen installierten in ihrem Herrschaftsgebiet das Millet System, das den Nichtmuslimen bestimmte Rechte zusichert. Allerdings das Tragen von Waffen verbot und verpflichtet als Gegenleistung eine Kopfsteuer (jeder zahlt den gleichen Betrag unabhängig vom Vermögen) zu zahlen. Da die Beamten und Steuereintreiber sich gerne selbst an den Einnahmen bereicherten, wurden die Steuern für die Landbevölkerung immer höher und zu einer enormen Last für den einzelnen, was mit ein Grund für den Aufstand war.

Systematischer Bildungsentzug

In der Antike war Griechenland das einzige Land Europas mit einer vollständigen Alphabetisierung (über 90% der Bevölkerung konnte Lesen und Schreiben) mit der Türkischen (osmanischen) Herrschaft endete diese Schulbildung abrupt und eine ungebildete Unterschicht entstand. Womit eine einfachere Führung der unterworfenen Griechen ermöglicht wurde. Somit entlud sich der Unmut der Bevölkerung lediglich von Zeit zu Zeit in lokalen Aufständen, aber eine geplante und geführte Revolution war nicht durchführbar.

Wirtschaftliches Kleinhalten

Ein weitere wichtiger Grund war für den Aufstand war, der Vergleich mit Griechischen Gebieten die unter venezianischer Herrschaft standen. Z.B. die Ionischen Inseln. Obwohl sie strategisch unbedeutend waren und keine Bodenschätze boten, erblühte die Wirtschaft durch die Führung Venedigs. Durch diese Ungleichheit entstanden viele kleine Provinzen, die alle anders Agierten, und sich anders entwickelten. Sowohl die Sprache, als auch die Kultur und die Wirtschaft drifteten immer weiter auseinander.

Steigende Unterdrückung doch wie dagegen wehren?

Durch die immer weitere Unterdrückung und ungleich Behandlung der Provinzen in der Osmanischen Herrschaft steigerte sich der Unmut immer weiter. Doch die Griechen waren weder militärisch noch (durch die zielstrebig ungebildet gehaltene) strategisch in der Lage sich effektiv gegen die Herrschaft der Osmanen aufzulehnen. Aus diesem Grund wurde die Revolution von langer Hand geplant. Intellektuelle in Italien, Frankreich, Deutschland, Spanien usw. mit Griechischen Vorfahren oder freundschaftlicher Beziehung zu Griechenland schlossen sich zur Filiki Etairia (Freundschaftsbund) zusammen und planten und durchdachten über Jahre die Befreiung Griechenlands von der Osmanischen Herrschaft.

Planung des Aufstands

Die Filiki Etrairia plant die Revolution am 25. März 1821 an drei verschiedenen Orten gleichzeitig zu entfachen, um bei den Osmanen auf diese Weise die größte mögliche Verwirrung zu erzeugen. Ein Ort war der Peloponnes, der Zweite Ort war Konstantinopel (was als selbstverständliche Hauptstadt des neu zu schaffenden Griechenlands angesehen wurde.) und die dritte Stelle war das Fürstentum Moldau, hier sollten griechische Streitkräfte von Odessa über die russische Grenze einmarschieren.

Der Angriff von Außen

Der Angriff im Fürstentum Moldau, bei dem 450 griechische Soldaten und ein Heer aus rumänischen Bauern und Studenten die Streitmacht stellen sollten, verlief anders als geplant. Die Filiki Etrairia hat das Gebiet fälschlicher Weise als Griechisch nicht als Rumänisch angesehen. Was daran Lag dass das Gebiet von Griechischen Phanrioten verwaltet wurde. Allerdings griff das rumänische Heer nicht die Osmanen sondern die Häuser der griechischen Verwaltung an da sie ihr Gebiet selbst verwalten wollten und an der Revolution nicht wirklich interessiert waren. Somit musste dieser Vorstoß scheitern.

 Aufruhr in Konstantinopel

In Konstantinopel war die Übermacht der Osmanischen Militärmacht gewarnt worden und der Aufstand wurde niedergeschlagen. Der Patriarch wurde gehängt und sowohl der neue Patriarch als auch die griechischen Phanarioten distanzierten sich (vermutlich eingeschüchtert) von der Revolution und verurteilten diese öffentlich.

Der Aufstand auf dem Peloponnese

Der Aufstand auf dem Peloponnese entlud sich auf die ganze Halbinsel. Türkische Städte wurden eingenommen, muslimische Bevölkerung wurde gewaltsam vertrieben. Als Gegenzug verhängte die osmanische Armee ähnliche Maßnahmen über Griechische Bevölkerung in noch unter Ihrer Herrschaft stehende Gebiete. Die Revolution war im vollen Gange und konnte nicht mehr aufgehalten werden. Der Peloponnese wurde Stück für Stück befreit.

Nea Epidavros als Hauptstadt

Die Filiki Etrairia und die Städte, Provinzen und Gemeinden Griechenlands entschieden sich am 20. Dezember 1821 in NEA EPIDAVROS die erste griechische Nationalversammlung durchzuführen. Die Entscheidung fiel auf Nea Epidavros, weil es vom Meer her nicht einsehbar ist, aber das Meer gut zu beobachten ist. Die Wege zur Burg sehr gut verteidigt werden können und die Fluchtmöglichkeiten vielfältig sind. Hier wurde die erste Unabhängigkeitserklärung (Sintagma) unterschrieben und somit war Nea Epidavros die Hauptstadt des neuen vereinigen Griechenlands.

1827 bis 1829 wurde Ägina als Hauptstadt bestimmt, von 1829 bis 1834 war Nafplion die Hauptstadt und 1834 wurde Athen zur dauerhaften Hauptstadt.

 

Der weitere Verlauf der Revolution

Nach dem ersten großen Erfolg im Jahr 1821  verhärteten sich die Fronten. Im Grunde war nur der Peloponnese frei und vereint, der ganze Rest von Griechenland war immer noch in Osmanischer Herrschaft. Es war keine der beiden Seiten stark genug um einen schnellen endgültigen Sieg zu erringen. Einerseits mussten die Türken jeden Herbst den Peloponnese verlassen wegen der unruhigen Lage und im nächsten Frühjahr wieder einmarschieren. Anderseits hatten die Griechen keine reguläre Armee die sie den Osmanen entgegensetzen konnten. Des weiteren war eine Unstimmigkeit unter den Griechen selbst der hinderlich schlagkräftig zu werden. Es bildeten sich zwei Fronten, die um die Führung rivalisierten. Zum einen um Theodoros Kolokotronis der die Landarbeiter und früheren Klephten um sich versammelte und zum anderen die Führer der Nationalversammlung in Epidavros die die wohlhabenden repräsentierten.  Dazu kam, dass die damaligen Weltmächte, England, Frankreich, Russland zwar Sympathie für die Griechen hatten aber ihren eigenen Vorteil in der unveränderten Revolutionssituation sahen und somit sobald sich die eine oder andere Partei im Nachteil sah, unterstützten und umgekehrt. So zog sich der Status quo bis 1825 hin ohne eine wirkliche Veränderung.

Endphase der Revolution

 Durch das Eingreifen fremder Mächte auf beiden Seiten änderte sich der Status quo. Der Sultan versprach den Ägyptern die eroberten Gebiete zu beherrschen, wenn sie den Türken helfen. Worauf eine Ägyptische Streitmacht zusammen mit Türkischen Soldaten den Hafen von Navarino eroberten. Mit diesem Brückenkopf war es ein Leichtes den Peloponnese von den zerstrittenen Griechen zurück zu erobern.

Doch die europäischen Großmächte waren nicht bereit Mehmet Ali die Herrschaft über Ägypten und Griechenland zu überlassen. England, Frankreich und Russland einigten sich darauf die Kräfte zu vereinen und eine Drei-Mächte-Flotte nach Navarino zu senden und in einer gewaltigen Seeschlacht im Oktober 1827 die Schiffe des Sultans worauf er militärisch nichts mehr entgegen zusetzen hatte.

Im Russisch-Osmanischen-Krieg 1828-1829 marschierten russische Truppen in das Osmanische Reich ein und Marschirten auf Konstantinopel zu. Mit Druck von England und Frankreich musste der Sultan kapitulieren und im Rahmen des  Londoner Protokolls wurde 1830 die Erichtung eines kleinen unabhängigen grichischen Königkreichs beschlossen. Der deutsche Prinz Otto I. von Bayern sollte das Königreich regieren er zog 1833 in die Residenz Nafplion ein. Im Jahr 1834 zog der gesamt Hof nach Athen um. Seither ist Athen die griechische Hauptstadt.

 

Auch heute noch kann man den Sintagma-Platz, auf dem die erste Unabhängigkeitserklärung unterzeichnet wurde, in Nea Epidavros besuchen. Hier gibt es ein kleines Museum über die Revolution.